Baukultur verbindet
„Bauen ist nicht nur eine Angelegenheit von Bauherren und Architekten. Immer sitzt ein ,öffentliches Interesse‘ mit am Tisch. Jenseits der Nützlichkeit eines Bauwerkes ist auch seine Tauglichkeit für das Zusammenleben in einer Stadt, für die Harmonie eines Stadtraumes und für die Wahrnehmung der Bürger zu bedenken. Das fordert gewissermaßen eine ‚dritte Kraft‘ im Planungs- und Bauprozess.“ - Bundespräsident Johannes Rau zum 1.Konvent der Baukultur 2003
Der Mensch lebt insofern er baut und wohnt. Deshalb sagen Soziologen, dass die gebaute Umwelt der natürliche Lebensraum des Menschen ist. Als ‚gebaute Kultur‘ ist sie untrennbar mit unserem Dasein verbunden. Wenn wir diese Kultur des Bauens bewahren und weiterentwickeln wollen, müssen wir dort hinschauen, wo sie entsteht. Wir sollten deshalb die Praxis des Planens und Bauens in den Blick nehmen und dabei den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Von diesem Standpunkt aus lassen sich Schritt für Schritt alle Aspekte des Bauens in einen Zusammenhang bringen, bis hin zu den Erfordernissen des Natur- und Umweltschutzes und der zunehmenden Bedeutung grüner und blauer Infrastrukturen in Architektur und Städtebau. Baukultur ist eine öffentliche Angelegenheit. Sie ist ein Querschnittsthema, das sich über alle Bereiche der planenden und bauenden Verwaltung bis in die Zivilgesellschaft erstreckt. Jedes Haus, jedes Ensemble wirkt mit seinem Erscheinungsbild und seiner Funktionalität in den öffentlichen Raum. Deshalb tragen die Akteure des Planens und Bauens Verantwortung für das Gemeinwohl.
Gerade wenn die Möglichkeiten bei der Wahl des architektonischen Ausdrucks so groß sind wie heute, stellt sich die Frage nach dem Grad an Freiheit und Bindung hinsichtlich der architektonischen Durchbildung. Allzu große Gestaltungsfreiheiten führen zu städtebaulicher und architektonischer Beliebigkeit, allzu starre Regeln führen zu Monotonie und Phantasielosigkeit. Die Verantwortung, in diesem Spannungsfeld das richtige Maß zu finden liegt bei den Bauherren und ihren Planern, aber zum großen Teil auch bei den Gemeinden.
Um sicherzustellen, dass in Sachsen qualitätvolle regionale Baukulturen das Bild unserer Städte und Dörfer prägen, müssen die Bautätigen - Bauherren, Planer und Baufirmen - in die Lage versetzt werden, ihre Arbeit in diesem Sinne so gut wie möglich zu machen. Deshalb arbeitet das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung mit allen Akteuren auf diesem Gebiet zusammen:
Architektenkammer Sachsen (AKS)
Ingenieurkammer Sachsen (IKS)
Zentrum für Baukultur Sachsen (ZfBK)
Handwerkskammern (HWK) in
Dresden
Leipzig
Chemnitz
Industrie- und Handelskammern (IHK) in
Dresden
Leipzig
Chemnitz
Hochschulen und Universitäten:
TU Dresden
HTWK Leipzig
HfBK Dresden
Sächsischer Städte- und Gemeindetag (SSG)
Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V. (LBK-Sachsen)
Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen
Sächsische Akademie der Künste (SAK)
Bund Deutscher Architekten Sachsen (BDA Sachsen)
Deutscher Werkbund Sachsen (DWB Sachsen)
In unserer Eigenschaft als oberste Fach- und Rechtsaufsicht des Freistaates Sachsen dient die Zusammenarbeit mit diesen Institutionen der Unterstützung des oben beschriebenen öffentlichen Interesses an einer gelingenden Baukultur. Dabei machen wir uns ihre selbstgesteckten Ziele in weiten Teilen zu eigen, und unterstützen diese durch projektbezogene und institutionelle Förderung sowie fachliche Beratung.
Eine lebendige öffentliche Debatte über Fragen der Baukultur bildet den ‚Humus‘, aus dem sowohl gute, gebrauchstaugliche Alltagsarchitekturen als auch architektonische beziehungsweise ingenieurtechnische Spitzenleistungen erwachsen. Deshalb führt die Abteilung 5 ‚Bauen und Wohnen‘ im SMR ab 2021 in unregelmäßigen Abständen ein „Dialogforum Baukultur & Stadtentwicklung“ zu aktuellen Fragen des Planens und Bauens in Sachsen durch. Um guten Beispielen eine angemessene Plattform zu geben wird alle zwei Jahre der Sächsische Staatspreis für Baukultur (SPBK) in den Bereichen „Gestaltung“ „Technik“ und „Innovation“ vergeben.
Aufgrund der baulichen und planerischen Gegebenheiten in Sachsen ist hierzulande die sorgfältige Einbeziehung des Kontextes in den Entwurfsprozess eine Grundvoraussetzung für gelingendes Bauen. Deshalb meinen wir, das qualitätvolles sächsisches Bauen kontextuelles Bauen ist, welches mit guten entwerferischen Ideen an einen (fast immer vorhandenen) Bestand anknüpft. Auf diese Weise kann dem Vorhandenen mit Respekt vor baulichen Kontinuitäten Neues hinzugefügt werden. Nur so lassen sich vorhandene Strukturen in ihrem Kontext bewahren, und wenn nötig erweitern, anpassen oder transformieren.
Ansprechpartner
Referat 52: Stadtentwicklung und EU-Förderung
Boris Harbaum
Telefon: +49 351 564505-23
E-Mail: stadtentwicklung-eu-foerderung@smr.sachsen.de